Salon. Zaghaft bis zügellos

Kultur, Unterhaltung, Tanz und Exzess. Die Nacht bietet nicht nur zusätzliche Arbeitszeit, sondern auch Verlockungen, die manchmal stärker sind als die Aussicht auf einen ausgeschlafenen Morgen. Die Anfänge des städtischen Nachtlebens im 18. Jahrhundert sind meist mit kulturellen Ereignissen wie dem Opern- oder Theaterbesuch verknüpft und folgen gesellschaftlichen Regeln. Diese lösen sich allmählich auf. Es entstehen Tanz- und Ballsäle, in deren Rhythmus sich das zunehmende Tempo der Metropolen widerspiegelt. In den Zwanziger Jahren werden diese Etablissements schließlich zur nächtlichen Heimat rätselhafter Geschichten und Figuren.

Salon. Zaghaft bis zügellos

Kultur, Unterhaltung, Tanz und Exzess. Die Nacht bietet nicht nur zusätzliche Arbeitszeit, sondern auch Verlockungen, die manchmal stärker sind als die Aussicht auf einen ausgeschlafenen Morgen. Die Anfänge des städtischen Nachtlebens im 18. Jahrhundert sind meist mit kulturellen Ereignissen wie dem Opern- oder Theaterbesuch verknüpft und folgen gesellschaftlichen Regeln. Diese lösen sich allmählich auf. Es entstehen Tanz- und Ballsäle, in deren Rhythmus sich das zunehmende Tempo der Metropolen widerspiegelt. In den Zwanziger Jahren werden diese Etablissements schließlich zur nächtlichen Heimat rätselhafter Geschichten und Figuren.

Bühne und Parkett. Sehen und gesehen werden

Theateraufführungen, Konzerte oder ein Besuch im Vergnügungsgarten: In den Großstädten des 18. Jahrhunderts wächst der Wunsch des Bürgertums nach gesellschaftlichen Aktivitäten. Der Start der Unternehmungen verlagert sich dabei auf immer spätere Stunden. So beginnen Theateraufführungen nicht mehr am Nachmittag, sondern erst in den Abend- oder gar Nachtstunden. Sich dem Vergnügen hinzugeben, während andere arbeiten oder sich von ihrer Arbeit erholen müssen, gilt als soziales Privileg.

 

Die Anfänge des städtischen Nachtlebens im 18. Jahrhundert sind meist mit kulturellen Ereignissen wie dem Opern- oder Theaterbesuch verknüpft und folgen gesellschaftlichen Regeln. In den 1920er Jahren dagegen floriert das zügellose Nachtleben in den Salons, die das hohe Tempo der Großstädte reflektieren.

© Museum für Kommunikation Berlin, Foto: Philipp Jester

 

Ballsaal. Flirt nach Anleitung

Auf glänzendem Parkett und unter funkelnden Kronleuchtern trifft sich die „feine“ Gesellschaft. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts entstehen dafür – meist in Verbindung mit Gaststätten – große Tanz- und Ballsäle. Abseits der Paartänze, deren Abfolge strengen gesellschaftlichen Regeln unterliegen, bietet sich dennoch Raum für gepflegte Kommunikation und den einen oder anderen zaghaften Flirt.

Nach dem ersten Weltkrieg öffnet in Berlin das Residenz Casino, kurz Resi, seine Pforten und lädt zu „Haremsnächten“, „Nächten auf Hawaii“ oder dem „Strandfest am Bosporus“. Es entwickelt sich zum Inbegriff des Tanzlokals, das mit aufwendiger Beleuchtung viele Nachtschwärmer anlockt.

© Museumsstiftung Post und Telekommunikation

Tanz, Tanz, Tanz. Die Zwanziger Jahre

Als besonders vielseitig gilt das Nachtleben in der Metropole Berlin. Die durchwachten Nächte finden in Cafés, Salons oder Ballhäusern statt. Unter den schnell wechselnden Lokalen ist das Ballhaus Resi eine Institution. Vielerorts verbindet die Nachtgesellschaft der Wunsch, sich von Konventionen zu lösen, und sie setzt sich für eine liberale Welt ein. Egal ob Cabaret-Nummer oder freizügige Balletteinlagen: „Noch nie ist in Berlin so viel, so rasend getanzt worden“, schreibt das Berliner Tageblatt am 1. Januar 1919.

Die „Blätter für galante Kunst“ widmen sich dem Berliner Nachtleben. Unter anderem werden Anita Berbers Tänze und Shows ausführlich besprochen, gefeiert – und verrissen.

Bordstein. Nachts auf der Straße

Verlassen wir unsere heimischen vier Wände, treten wir in den öffentlichen Raum der Straße. Im Zwielicht der Nacht offenbaren Orte, die tagsüber unauffällig scheinen, ihre besondere Wirkung. Leuchtstoffreklame sendet ohne Unterlass Botschaften aus, Rotlicht weckt eindeutige Assoziationen, „Nachtschwärmer“ suchen kommunikative Treffpunkte auf oder nutzen das Dunkel, um im Verborgenen zu bleiben. Die Straße vereint Licht und Schatten. Grenzenlosigkeit und Zwang ermöglichen Freiheit und Vergnügen sowie Not und Kontrollverlust gleichermaßen.

Bordstein. Nachts auf der Straße

Verlassen wir unsere heimischen vier Wände, treten wir in den öffentlichen Raum der Straße. Im Zwielicht der Nacht offenbaren Orte, die tagsüber unauffällig scheinen, ihre besondere Wirkung. Leuchtstoffreklame sendet ohne Unterlass Botschaften aus, Rotlicht weckt eindeutige Assoziationen, „Nachtschwärmer“ suchen kommunikative Treffpunkte auf oder nutzen das Dunkel, um im Verborgenen zu bleiben. Die Straße vereint Licht und Schatten. Grenzenlosigkeit und Zwang ermöglichen Freiheit und Vergnügen sowie Not und Kontrollverlust gleichermaßen.

Der Späti. Bedürfnisse der Nacht

Großstadtnächte sind lang. Für Nachtschwärmer, Schichtarbeiter oder Kiezbewohner ist der „Spätkauf“ ein sicherer Hafen. Neben dem breiten Sortiment bietet der „Späti“ zudem ein soziales Netzwerk: Er ist Kommunikationsraum mit niedriger Kontaktschwelle, bietet Seelsorge und Gespräche für Anwohner, Touristen und Nachtarbeiter. Der Mikrokosmos Späti spiegelt auf kleinstem Raum die Bedürfnisse der Nacht wider.

Der erste „Spätkauf“ öffnet in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Berlin-Pankow. Hier kaufen die Nachtarbeiter des Ostteils der Stadt Lebens- und Genussmittel ein. Das Geschäftsmodell von breitem Sortiment und langen Öffnungszeiten hat in Berlin mittlerweile rund 1.000 „Spätis“ hervorgebracht.

Foto: Daniel Gregor, 2013

Prostitution. Rotes Licht im Dunkel

Hure, Nutte, Bordsteinschwalbe, Stricher – nur einige klischeebehaftete Bezeichnungen für Menschen, die im Dunkel der Nacht dem „ältesten Gewerbe der Welt“ nachgehen. Doch was verbirgt sich hinter dem tabuisierten Anblick? Wer verleiht den Prostituierten eine Stimme? Wer bietet Hilfe zum Ausstieg aus der sogenannten Sexarbeit an? Vereine und Sozialarbeiter*Innen stehen mit der „Szene“ in unmittelbarem Kontakt: vom wärmenden Tee bis zur Rechtsberatung.

Der Stadtplan weist allen Interessierten den Weg: Wo finde ich welche Sex- und Erotikangebote? Die Bandbreite reicht von Sexkinos und Homosexuellentreffs über Saunen bis hin zum „Dolce Vita am Straßenrand“.

Obdachlosigkeit. Die Nacht überstehen

Das Leben auf der Straße ist hart. Besonders die Nächte halten für Menschen ohne festen Wohnsitz große Probleme bereit. Wir kennen den Anblick von Obdachlosen auf der Suche nach dem nächsten Essen, einem sicheren Platz zur Übernachtung unter Brücken oder in U-Bahn-Stationen. Oft fehlt uns aber der Einblick hinter Klischees und in die zahlreichen Kampagnen, Vereine oder privaten Hilfsangebote, die den obdachlosen Menschen einige wenige Sorgen abnehmen möchten.

Graffiti. Leave your mark on society

Man nimmt nur das Klackern der Sprühdose und das Knirschen der Kieselsteine unter den Schuhsolen wahr. Was in der Nacht zu hören ist, wird am nächsten Tag sichtbar: Sprüher haben ihren Namen auf eine Wand geschrieben. Der Wunsch, einen bleibenden Eindruck in der Gesellschaft zu hinterlassen, ist allzu menschlich. Auch ein Writer richtet seine Botschaft an die Welt. Empfänger sind andere Szenemitglieder, aber auch Passanten. Je besser sichtbar der Ort des Graffito, desto gefährlicher dort zu „malen“ – das Dunkel der Nacht ist schützender Deckmantel.

Höher, schneller, weiter – vor allem das Höher hat für Sprüher einen besonderen Reiz. Schriftzüge, die im Schutz der Nacht an Hausvorsprüngen oder auf Dächern gemalt werden, sind gut sichtbar. Der eigene Name thront auf dem Rooftop über der Stadt.

Foto: Roger Hecht, 2016

 

Nachts am Telefon – Verliebt, verzweifelt, vernetzt

Wenn das Klingeln des Telefons die Stille der Nacht stört, hat dies meist einen besonderen Grund: romantische Liebschaften, einsame Seelen oder dringende Geschäfte. Mit dem technischen Fortschritt und der kommerziellen Durchsetzung des Telefons zu Beginn des 20. Jahrhunderts sind wir auch im Privaten rund um die Uhr erreichbar. Doch das Telefonieren ist nachts etwas anderes als am Tage.

Das nächtliche Telefonieren kann romantisch, geschäftlich oder einsam sein. Generell gilt: Durch das Telefon ist Kommunikation und Austausch jederzeit, auch in der Nacht, möglich.

© Museum für Kommunikation Berlin, Foto: Philipp Jester

Der Club. Tanzraum und Freiraum

Dröhnende Bässe, unermüdliche Massen, die sich dem Tanz hingeben und das Gefühl grenzenloser Freiheit – alles scheint möglich. Clubs gehören zur Partykultur und prägen das Nachtleben. Das Ritual des Clubbesuchs beginnt nicht erst auf der Tanzfläche, sondern bereits mit dem Schlange stehen. Gewährt der Türsteher schließlich Eintritt, wird eine Schwelle überschritten: Sie trennt außen von innen und markiert die Grenze eines geschützten Raums. Im Inneren herrscht das Gefühl einer Gemeinschaft, egal welchen Alters, welcher Herkunft, welcher sexueller Orientierung. So sind Clubs immer auch Projektionsräume für Wünsche und Ideale. Treten Sie ein in einen Mikrokosmos, in dem alles erlaubt ist – außer Fotografieren!

Der Club. Tanzraum und Freiraum

Dröhnende Bässe, unermüdliche Massen, die sich dem Tanz hingeben und das Gefühl grenzenloser Freiheit – alles scheint möglich. Clubs gehören zur Partykultur und prägen das Nachtleben. Das Ritual des Clubbesuchs beginnt nicht erst auf der Tanzfläche, sondern bereits mit dem Schlange stehen. Gewährt der Türsteher schließlich Eintritt, wird eine Schwelle überschritten: Sie trennt außen von innen und markiert die Grenze eines geschützten Raums. Im Inneren herrscht das Gefühl einer Gemeinschaft, egal welchen Alters, welcher Herkunft, welcher sexueller Orientierung. So sind Clubs immer auch Projektionsräume für Wünsche und Ideale. Treten Sie ein in einen Mikrokosmos, in dem alles erlaubt ist – außer Fotografieren!

Im Dunkeln … Schutzraum Club

Eine Nacht im Club ist oft mehr als Technomusik, Tanz und Bewusstseinserweiterung. Aus dem Kreise gleichgesinnter Menschen erwachsen Kulturen, Bewegungen und Forderungen. Das gemeinsame Feiern verstärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl. So können sich soziale oder politische Interessensgruppen über den geschützten Raum des Clubs – schließlich wird der Einlass kontrolliert – definieren, konsolidieren und werden öffentlich wahrgenommen. Dabei können Partys zu Meilensteinen in der Geschichte einer Kultur werden.

Die Party zur 4. Loveparade 1992 findet in den sogenannten Panzerhallen Berlin-Karlshorst statt. Die Dekobanner gestaltet die Künstlerin Elsa for Toys. Sie verwandelt die ehemals militärisch genutzte Anlage in einen Raum für „Worldwide Party People“.

Foto: Wolfgang Brückner, 1992

 

 

Von Gestern. Die Trophäen der Nacht

Eine durchfeierte Clubnacht hinterlässt nicht nur Augenringe und Schlafmangel. Sie ist auch auf dem Handrücken, am Handgelenk oder in der Hosentasche sichtbar. Eine gute Party adelt die Nacht. Um die Veranstaltung und die damit verknüpften Ereignisse, Gefühle aber auch Botschaften in Erinnerung zu behalten, werden Stempel, Einlassbändchen, Flyer und andere Give-aways gesammelt. Die „Trophäen der Nacht“ zeichnen ihre Träger als Szenemitglieder, Eingeweihte oder Nachteulen aus und konservieren das Gemeinschaftsgefühl.

Die Clubkultur wird gerne mit ausschweifendem Drogenkonsum gleichgesetzt. Zwar spielen Drogen im Nachtleben eine Rolle, doch bemühen sich Vereine und Clubs um Safer Clubbing: Sie klären auf und schaffen Räume für einen sicheren Konsum.

© Safer Clubbing Zürich