Pausenlos.

Die Nacht als Arbeitszeit

Wir erleben die Nacht als eindrucksvolles Schauspiel der Natur, als bedrohliche oder auch inspirierende Finsternis. Aber ist die Nacht nicht auch die dunkle Hälfte des Tages, die arbeitsreich genutzt werden kann? Mit der Entwicklung der künstlichen Beleuchtung eröffnen sich neue Arbeits- und Kommunikationsräume. Die einst auf das Nötigste beschränkte Nachtarbeit kann nun auf viele Bereiche ausgedehnt werden. Stück für Stück löst sich die Grenze von Tag und Nacht auf – bis hin zum pausenlosen globalen Austausch. Blick mit uns auf eine arbeitsreiche Nacht im Dienste der Kommunikation – wir setzen schon mal Kaffee auf!

Schichtarbeit. Zeit ist Geld

Mit der Schichtarbeit wird Zeit so wertvoll wie nie zuvor. Der Arbeiterschaft wird rund um die Uhr Wachbleiben, Leistungs- und Belastungsfähigkeit abverlangt. Mit den nächtlichen Schichten wird der gewohnte Arbeits- und Lebensrhythmus aufgelöst und neu eingetaktet. Die Produktionszeiten weiten sich auf die Nacht aus und der Mensch muss sich auf die neuen Gegebenheiten einstellen.

© Museum für Kommunikation Berlin, Foto: Philipp Jester

Post und Logistik. Von Reitern und Piloten

Das Handwörterbuch des Postwesens weiß: „Bei der Postbeförderung kommt es auf schnelle und lückenlose Durchführung“ an. Die Reisedauer eines jeden Poststücks hängt dabei von Entfernung und Geschwindigkeit der Zustellung ab. Die Nacht zu nutzen ist für die Beförderung von großem Wert: Im 15. Jahrhundert durchreitet der Postillion die Nacht, während heutzutage die Logistikzentren der DHL von Langstreckenflugzeugen aus aller Welt angeflogen werden.

Auch die Post nutzt die Nacht: Die 1961 eingerichtete Nachtluftpost gewinnt zusehends an Bedeutung. Die zu Beginn noch selten geflogenen Verbindungen werden Ende der 1990er Jahre immer weiter ausgebaut.

© Museumsstiftung Post und Telekommunikation

 

Transport. Kein Stillstand

Ob auf Gleisen, auf der Straße, in der Luft oder zu Wasser: Der nächtliche Verkehr ist ein elementarer Bestandteil der globalisierten Welt. Das betrifft nicht nur die Beförderung von Gütern, sondern auch von Personen im Nah- und Fernverkehr. Für die einen bedeutet das nächtliche Arbeit. Für die Nachtreisenden hingegen ein – im besten Falle ausgeschlafenes – Ankommen am Zielort unter optimaler Zeitausnutzung.

24/7. Immer on

Es ist Feierabend und auf uns wartet eine Nacht mit erholsamem Schlaf. Doch die ständige Anbindung an das Internet und zahllose Möglichkeiten der Zerstreuung stehen dem im Wege. Elektronische Geräte wie Tablets oder Smartphones begleiten uns nicht mehr nur tagsüber, sondern auch in den Nachtstunden bis unmittelbar vor dem Einschlafen. Die fehlende Trennung von On- und Offline, Arbeit und Freizeit, Entspannung und Konsum raubt uns zusehends den Schlaf.

Aufputschtabletten oder andere Wachmacher, die in den 1950ern aufkamen, sind meist nicht mehr im freien Verkauf erhältlich. Aber auch legale Mittel versprechen Wirkung: Energydrinks sind in unserer 24-Stunden-Gesellschaft besonders beliebt.

Foto: Peter Boesang

 

Künstliche Beleuchtung. Es werde Licht!

Mit künstlicher Beleuchtung kämpft der Mensch gegen die Dunkelheit und für zusätzliche Lebenszeit. Das Licht verleiht ihm Kontrolle über die Nacht. Die Flamme der Kerze ist lange Zeit der einzige Lichtpunkt im Dunkel. Doch Erfindergeist und die daraus hervorgehenden Meilensteine der Beleuchtungsgeschichte lassen die Nacht als „andere Hälfte des Tages“ nutzbar werden.

Eine riesige Glühlampe prangt über einer erleuchteten Skyline: Die Merkur GmbH ist nur einer von vielen Leuchtmittelherstellern des frühen 20. Jahrhunderts. Immer öfter schließen sich Unternehmen zu großen Kartellen zusammen.

© Museum für Kommunikation Berlin